drei fragen an dr. ralf brauksiepe

Herr Dr. Brauksiepe, Sie sind gerade von einer Auslandsreise zur INASFID Weltmeisterschaft nach Südafrika zurückgekehrt. Dort haben Sie die Deutsche Fußballnationalmannschaft der Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung besucht. Welche Stimmung haben Sie dort erlebt?

Ich bin mit vielen positiven Eindrücken aus Südafrika zurückgekehrt. Die Stimmung, die ich dort bei Sportlern und Betreuern der Mannschaften erlebt habe, war überaus positiv. Es war sehr faszinierend zu beobachten, wie diese jungen Menschen trotz ihrer Beeinträchtigung ihrer Leidenschaft Fußball nachgegangen sind und in einem fairen Wettstreit mit anderen Mannschaften aus allen Teilen der Erde um den Sieg gerungen haben. Zudem ist für mich immer wieder verblüffend, welch großen Beitrag der Sport und gerade auch der Behindertensport zur Völkerverständigung leistet.

Der Sport lehrt wichtige gesellschaftliche Werte wie Teamgeist, Toleranz, Akzeptanz, Hilfsbereitschaft und Fairness. Welche Bedeutung hat der Sport zur Integration von Menschen mit Behinderung in unsere Gesellschaft?

In der Bundesrepublik Deutschland leben rund 8,4 Millionen Menschen mit Behinderung, rund 6,7 Millionen Menschen davon schwerbehindert. Der Sport kann entscheidend dazu beitragen, ihre Lebensqualität zu verbessern. Er erhält und steigert die Leistungsfähigkeit, stärkt das Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Er ist eine wirkungsvolle Lebenshilfe, die zudem ein lebensbejahendes Gefühl vermittelt. Zudem fördert er die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung und leistet damit einen wichtigen gesellschaftlichen Integrationsbeitrag.

Der Behindertensport steht in Deutschland immer noch hinten an. Welchen Stellenwert misst die Bundesregierung dem Behindertensport zu und welche konkreten Fördermaßnahmen gibt es?

Die Bundesregierung begrüßt alle Aktivitäten, die dazu beitragen, Sportmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung weiter auszubauen und zu verbessern. Der Behindertensport wird ja – Gott sei dank – auch immer populärer. Das gilt für den Breitensport und selbstverständlich auch für den Spitzensport von Menschen mit Behinderung. Hier sind wir viel weiter als vor zehn oder fünfzehn Jahren. Wer erinnert sich nicht zum Beispiel an die bewegenden Momente der Siege einer Verena Bentele bei den Winter-Paralympics?

Die Zuständigkeit des Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) liegt in der Koordination des Behindertensports, soweit er als medizinische Rehabilitationsmaßnahme angesehen werden kann. Der Rehabilitationssport wird durchgeführt durch Sportgemeinschaften, die über Landes-Behindertensportverbände dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) angehören. Das BMAS unterstützt aus Haushaltsmitteln den DBS. Das Bundesinnenministerium stellt für Spitzen- und Leistungssport von Menschen mit Behinderung darüber hinaus im Jahr 2010 rund 1,1 Millionen Euro zur Verfügung.

Dr. Ralf Brauksiepe (MdB)

ist seit 2009 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales.